Ziele im Kontext Requirements Engineering
übergeordneten Absichten
Ziele sind Absichten, die ein Stakeholder mit Hilfe eines Systems verfolgt.
Ziele im Requirements Engineering sind die übergeordneten Absichten, die mit einem System oder Produkt erreicht werden sollen. Sie bilden die Grundlage für die detailliertere Beschreibung der Anforderungen, die das System erfüllen muss.
Warum sind Ziele wichtig?
Ziele sind der Anfang, um Anforderungen an ein System zu ermitteln. Ziele drücken aus, was ein Stakeholder will – das klingt zwar banal, ist es aber in der Praxis nicht. Denn nur, wenn man die Ziele ermittelt, erfährt man, was ein Stakeholder sich vom geplanten System erhofft. Und was entwickelt werden soll.
- Klarheit und Fokus: Ziele geben dem Projekt eine klare Richtung und helfen dabei, die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken.
- Gemeinsame Basis: Durch die Definition gemeinsamer Ziele wird eine gemeinsame Basis für alle Beteiligten geschaffen, was die Kommunikation und Zusammenarbeit erleichtert.
- Priorisierung: Ziele helfen bei der Priorisierung von Anforderungen, da sie eine Bewertungsgrundlage liefern.
- Erfolgsmessung: Am Ende eines Projekts können die Ziele als Maßstab für den Erfolg dienen.
Wie erfolgreich ein Projekt, ein Vorhaben oder Entwicklung ist, lässt sich anhand der Zielerreichung feststellen. Damit sind Ziele nicht nur Wegweiser zu Beginn eines Projektes, sondern bieten auch Orientierung im Zeitverlauf und bei der Fertigstellung eines Produkts, einer Lösung oder eines Services. Die Zielerreichung und die Kommunikation mit den Stakeholdern darüber ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Realisierung der gewünschten Benefits.
Warum ist die Erfassung von Zielen wichtig?
Natürlich dürfen sich Ziele im Laufe eines Projektes verändern – bei einem bewussten Vorgang mit klaren Konsequenzen und eindeutiger Kommunikation trägt das zu der tatsächlich gegenwärtig gewünschten Zielerreichung bei. Was passiert aber, wenn Sie Ziele nicht niederschreiben? Sie werden im Laufe eines Projektes wissentlich oder unwissentlich neu priorisiert. Sie werden teilweise oder ganz vergessen. Oder Sie werden uminterpretiert. Neue Ziele kommen Schritt für Schritt hinzu und verändern die Ausrichtung und Gewichtung des Vorhabens – ohne eine entsprechende Dokumentation könnte dann ein neues Ziel viel wichtiger erscheinen als ein älteres. Mit der Erfassung von Zielen gelingt die Ausrichtung auf die Interessen der Stakeholder dauerhaft und nachhaltig.
Klassifizierung von Zielen
nach Abstraktionsgrad
- Vision: Die langfristige, übergeordnete Zielsetzung eines Projekts oder Unternehmens.
- Strategische Ziele: Mittelfristige Ziele, die zur Umsetzung der Vision beitragen.
- Operative Ziele: Kurzfristige, konkrete Ziele, die die strategischen Ziele unterstützen.
nach Bezug zum System
- Geschäftsziele: Ziele, die sich auf die gesamte Organisation beziehen und durch das System unterstützt werden sollen.
- Systemziele: Ziele, die sich direkt auf das zu entwickelnde System beziehen und beschreiben, was es leisten soll.
- Benutzerziele: Ziele, die die Bedürfnisse und Erwartungen der Benutzer des Systems widerspiegeln.
nach Zielart
- Qualitative Ziele: Beschreiben Eigenschaften oder Zustände, die erreicht werden sollen (z.B. Benutzerfreundlichkeit, Zuverlässigkeit).
- Quantitative Ziele: Sind messbar und können mit konkreten Zahlen oder Kennzahlen belegt werden (z.B. Reduzierung der Bearbeitungszeit um 20%).
nach Zielhierarchie
- Oberziele: Die allgemeinsten Ziele, von denen alle anderen Ziele abgeleitet werden.
- Zwischenziele: Ziele, die zur Erreichung der Oberziele beitragen.
- Unterziele: Konkrete Ziele, die die Zwischenziele unterstützen.
weitere Klassifikationsmöglichkeiten
- Nach Stakeholdern: Ziele können nach den verschiedenen Stakeholdern (Kunden, Entwickler, Management) gruppiert werden.
- Nach Lebenszyklusphase: Ziele können nach den verschiedenen Phasen des Projektlebenszyklus (Anforderungsanalyse, Design, Implementierung) klassifiziert werden.
Ziele setzen und erreichen: 4 Methoden
Es gibt einige Methoden, die dabei helfen sollen, richtige Ziele zu setzen, die im Anschluss auch erreicht werden. Wir stellen einige Methoden vor, mit denen Sie bessere Ziele setzen können:
1. SMART-Methode
Die SMART-Methode hilft, Ziele zu definieren und auch umzusetzen. Dahinter verbirgt sich ein Akronym, das sich aus diesen Bedingungen zusammensetzt:
- Spezifisch Ihr Ziel muss klar und präzise formuliert sein. Interpretationsspielräume sollten ausgeschlossen werden. Tipp: Formulieren Sie Ziele positiv: „Ich möchte finanziell unabhängig sein“ motiviert mehr als „Ich will nicht mehr arm sein.“
- Messbar Das Ziel ist messbar und objektiv nachvollziehbar. Bei immateriellen Zielen sollten Sie versuchen, konkrete Größen dafür zu finden.
- Attraktiv Ein Ziel muss für Sie attraktiv sein. Sie müssen sich damit identifizieren können, das erhöht die Motivation.
- Realistisch Ziele sollten natürlich ebenso realistisch sein. Je illusorischer das Vorhaben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, zu scheitern.
- Terminiert Grenzen Sie zeitlich ein, bis wann Sie das Ziel erreichen wollen.
Ein „smartes“ Ziel ist demnach nicht „Ich möchte mehr Geld verdienen“, sondern: „Ich möchte für meine Arbeit besser bezahlt werden. Innerhalb der nächsten sechs Monate möchte ich eine Gehaltserhöhung von 12 Prozent durchsetzen.“
Wichtig dabei ist nur, dass Sie sich nicht zu viele Ziele auf einmal setzen. Ein schönes Sprichwort lautet: „Wer 2 Hasen gleichzeitig jagt, wird keinen davon fangen.“ Multitasking funktioniert nicht nur im Job nicht. Auch bei zu vielen auf einmal destabilisieren wir jedes einzelne davon.
2.CLEAR-Methode
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die CLEAR-Methode. Hier handelt es sich ebenfalls um ein Akronym, wobei die Buchstaben für folgende Punkte stehen:
- Challenging (herausfordernd)
- Legal (rechtmäßig)
- Exciting (aufregend)
- Agreed (abgesprochen)
- Recorded (schriftlich belegt)
Bei der CLEAR-Methode sollen Sie sich ein Ziel setzen, das Sie herausfordert, begeistert, das aber auch mit anderen, die möglicherweise beteiligt sind, abgesprochen wurde.
3. PURE-Methode
Eine weitere Methode, um bessere Ziele setzen zu können – und ein weiteres Akronym. Die PURE-Methode steht für:
- Postitively Stated (positiv formuliert)
- Understood (verstanden)
- Realistic (realistisch)
- Ethical (ethisch)
Nach der PURE-Methode sollten Ziele immer positiv formuliert und vor allem bis ins Detail verstanden werden. Bedeutet: Sie müssen wissen, was genau das Ziel ausmacht und was Sie tun müssen, um dieses zu erreichen.
4. WOOP-Strategie
Ähnlich wie die SMART-Methode funktioniert die WOOP Methode. Das Akronym steht für folgende Begriffe:
- Wish Am Anfang steht der Herzenswunsch, den Sie umsetzen möchten.
- Outcome Visualisieren Sie das Ergebnis: Was wird anders, wenn dieser Wunsch in Erfüllung geht? Wie wird sich das Ergebnis auf Sie auswirken? Hieraus ziehen Sie die Energie zur Umsetzung des Ziels bei Durststrecken.
- Obstacle Ermitteln Sie die Gründe, warum Sie noch nicht am Ziel sind. Welche Hindernisse stehen Ihnen im Weg? Welche persönlichen Eigenschaften, Muster, Verhaltensweisen stören dabei?
- Plan Entwickeln Sie Pläne, wie Sie diese Barrieren abbauen. Danach steuern Sie konsequent auf Ihr Ziel zu. Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
Die Umsetzung sieht dann beispielsweise so aus: Sie haben einen Wunsch und erkennen darin ein Ziel, dass Sie erreichen wollen. Sie stellen sich das Ergebnis möglichst genau und positiv vor. Gleichzeitig reflektieren Sie, welche Hindernisse Ihnen bei der Umsetzung im Weg stehen können. Für jede mögliche Schwierigkeit, entwerfen Sie einen Plan und nötige Schritte, um dieses zu überwinden und Ihr Ziel zu erreichen.
Wie ist der Zusammenhang zwischen Business Requirements und Zielen?
Business Requirements (Geschäftsanforderungen) und Ziele sind eng miteinander verknüpft und bilden die Grundlage für erfolgreiche IT-Projekte. Ziele und Business Requirements stellen die übergeordneten Absichten dar, die mit einem System erreichen werden sollen. Sie sind oft qualitativ und beschreiben den gewünschten Zustand oder das zu erzielende Ergebnis.