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Kennzahlensysteme

Performance-Measurement-Systems

Definition Kennzahlensystem

Ein Kennzahlensystem oder Leistungsmesssystem ist eine strukturierte Sammlung von quantitativen Messgrößen (Kennzahlen), die verwendet werden, um die Leistung, den Fortschritt oder den Erfolg einer Organisation, eines Projekts oder eines Prozesses zu messen, zu überwachen und zu bewerten.

Kennzahlensysteme bieten eine Möglichkeit, komplexe Informationen in leicht verständliche Metriken umzuwandeln, die zur Analyse und Entscheidungsfindung verwendet werden können.

Performance-Measurement ist ein Prozess, in dessen Rahmen Informationen im Hinblick auf die Performance von Individuen, Gruppen, Organisationen, Systemen oder Komponenten gesammelt, analysiert und dargestellt werden. Im Gegensatz zu einem Kennzahlensystem stellt ein Performance-Measurement-System ein Managementsystem dar, das der (mehrdimensionalen) Leistungsmessung und Unternehmenssteuerung dient. In der Theorie und Praxis existieren eine Vielzahl von Performance-Measurement-Systemen. Die bekanntesten sind:

Balanced Scorecard

Die BSC ist ein Konzept zur Messung, Dokumentation und Steuerung der Aktivitäten eines Unternehmens oder einer Organisation zu seiner Vision und Strategie. Nachfolgend sind die Perspektiven nach Robert S. Kaplan und David P. Norton aufgeführt:

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Finanzperspektive: Kennzahlen zum Erreichen der finanziellen Ziele.

  • Umsatz pro Vertriebsbeauftragtem: Unterstützt das Wachstum des Unternehmens, nicht notwendigerweise die Profitabilität.
  • Kosten pro Stück: Unterstützt das Kostenbewusstsein, hohe Volumina.

In der Kundenperspektive liegt der Schwerpunkt auf dem Identifizieren der Kunden- und Marktsegmente auf denen man wettbewerbsfähig sein möchte. Die identifizierten Kunden- und Marktsegmente sind anschließend die Quelle für die finanzwirtschaftlichen Ziele.

Ergebniskennzahlen, auch Kernkennzahlengruppe genannt, sind nach Kaplan bei allen Firmen gleich: Marktanteil, Kundentreue, Kundenakquisition, Kundenzufriedenheit und Kundenrentabilität.

Leistungstreiber sind das Wertangebot des Unternehmens. Da diese von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sind, werden nur Eigenschaftsklassen aufgezählt.

  • Produkt- und Dienstleistungseigenschaften
  • Kundenbeziehungen
  • Image und Reputation

Interne Prozessperspektive zum Erreichen der internen Prozess- und Produktionsziele

  • Prozessqualität: Unterstützt die ausgelieferte Qualität, nicht notwendigerweise einen effektiven und effizienten Produktionsprozess.
  • Prozessdurchlaufzeit: Unterstützt schnelle Durchlaufzeiten, geringe Kapitalbindung und wenig Zwischenlager. Kann mittels Process Performance Management detailliert und kontinuierlich ausgewertet werden.

Mitarbeiter-, Potenzial- bzw. Lern- und Wachstumsperspektive: Kennzahlen zum Erreichen der (langfristigen) Überlebensziele der Organisation

  • Umsatzverhältnis neuer Produkte zu alten Produkten: Unterstützt schnelle Neu- und Weiterentwicklung von Produkten.
  • Fluktuation von Leistungsträgern aus der Organisation heraus: Unterstützt die langfristige Beschäftigung von Leistungsträgern in der Organisation, fördert Leistungsdifferenzierung, kann Querdenker blockieren.

Shareholder-Value

Als Shareholder Value wird der Marktwert des Eigenkapitals von Unternehmen bezeichnet. Der „Shareholder-Value-Ansatz“ ist ein betriebswirtschaftliches Konzept, welches Unternehmensgeschehen als eine Reihe von Zahlungen (Cashflows) betrachtet, analog zu den aus (Sach-)Investitionen resultierenden Zahlungsreihen. Die Bewertung des Unternehmens wird anhand der sogenannten freien Cashflows ermittelt. Der Shareholder Value ergibt sich dabei aus den auf den Bewertungszeitpunkt diskontierten freien Cashflows abzüglich des Marktwertes des Fremdkapitals.

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Der Economic Value Added (EVA) oder Geschäftswertbeitrag (GWB) ist eine Kennzahl aus der Finanzwirtschaft, die dazu dient, die Vorteilhaftigkeit einer Investition zu bewerten.

Val IT-Framework

Im IT-Referenzmodell COBIT ist das Val IT Framework definiert. Dabei werden vier wesentlichen Fragen gestellt?

ValIT-Framework

Abbildung Quelle COBIT

Performance Pyramid

Die Performance Pyramid ist ein hierarchisch orientiertes Performance-Measurement-System zur Leistungsmessung und Unternehmenssteuerung.

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Das Konzept der Performance Pyramid ist hierarchisch orientiert und stellt eine kausale Verbindung zwischen strategischen sowie operativen Performanceindikatoren dar. Die Performance Pyramid wird durch vier Regelkreise (Performance Loops) detailliert.

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Der erste Regelkreis kann auf der untersten Ebene gebildet werden. Dieser hat zum Ziel, beispielsweise die Qualität zu erhöhen. Dabei werden nur nicht-finanzielle Messgrößen als Indikatoren genutzt.

Der zweite Regelkreis verbindet die Abteilungsebene mit der Geschäftsbereichsebene, indem die nicht-finanziellen Performanceindikatoren in Finanzkennziffern des internen Rechnungswesens umgewandelt werden. Die Erhöhung der Qualität aus dem Beispiel zum Regelkreis 1 würde hier eine entsprechende Veränderung der Kostenstruktur folgen.

Der dritte Regelkreis stellt eine Verknüpfung zur Strategischen Ebene her. Ziel dieses Regelkreises auf der Ebene der Geschäftseinheiten ist die Überprüfung der strategischen Wirkung der auf den unteren Hierarchieebene angesiedelten Maßnahmen und Ergebnisse. Zum Beispiel kann die durch den zweiten Regelkreis veränderte Kostenstruktur zwar kurzfristig ein schlechtes Ergebnis auf die Finanzen haben, langfristig jedoch einen positiven Effekt auf den Marktanteil ausüben.

Der vierte Regelkreis ist der einzige nicht mit der Abteilungsebene interagierenden Performance Regelkreis. Er führt einen Abgleich der Unternehmensvision mit der Implementierung der Unternehmensstrategie.

Bei der Zielgenerierung und Ableitung von Indikatoren ist darauf zu achten, dass kausale Beziehungen zwischen den hierarchischen Ebenen von Zielen und Messgrößen bestehen. In der Performance Pyramid wird dies durch sogenannten „Building Blocks of Success“ berücksichtigt.

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Wissensbilanz

Eine Wissensbilanz (intellectual capital statement) ist ein Werkzeug zur gezielten Darstellung und Entwicklung des intellektuellen Kapitals einer Organisation. Sie zeigt die Zusammenhänge zwischen den organisationalen Zielen, den Geschäftsprozessen, dem intellektuellen Kapital und dem Geschäftserfolg einer Organisation auf und beschreibt diese Elemente mittels Indikatoren.

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Im Rahmen der Entwicklung von Wissensbilanzen wurde eine Reihe von Klassifikationen zur Identifikation unterschiedlicher Elemente des intellektuellen Kapitals vorgestellt. Ein im deutschsprachigen Raum weit verbreitete Unterteilung ist jene, die zwischen Human-, Struktur- und Beziehungskapital differenziert .

  1. Humankapital: Darstellung des Wissens und der Fähigkeiten der Mitarbeiter, welche im unternehmerischen Umfeld zur Anwendung kommen (bspw. Produktivitätsbeiträge)
  2. Strukturkapital: Darstellung der Organisations- und Kommunikationsstruktur sowie der technischen Infrastruktur (bspw. Unternehmensprozesse)
  3. Beziehungskapital: Darstellung der Bindung zu nationalen und internationalen Kunden und Geschäftspartnern (bspw. Kooperationen)